In Mozarts Singspiel liegen Komik und Tragik so eng beieinander wie im wahren Leben. Die Angst vor dem „Fremden“, geschürt durch populistische Parolen, ist so alt wie das Menschsein. Mozarts Musik in ihrer emotionalen Bandbreite auszuloten, die Handlung zu entkernen, die folkloristischenStrukturen aufzuweichen, unter den Turban und hinter die Zeltbahnen des Orients zu blicken: Dies macht sich das Produktionsteam zur Aufgabe und zeigt somit eine Möglichkeit auf, zurwirklichen Geschichte „Die Entführung aus dem Serail“ durchzudringen.
Engstirnigkeit und Toleranz, Eifersucht und Empathie, Liebe, Leidenschaft und religiöser Fanatismus – all dies liegt sowohl in der Geschichte der Menschheit, als auch in Mozarts Oper eng beieinander undist somit 2023 genauso aktuell wie zum Zeitpunkt der Uraufführung 1782. „Mozarts Lebenswirklichkeitbeim Komponieren dieser Oper, seine Musik und seine Gefühlswelt sind mir in dieser Inszenierungder Wegweiser für meine Interpretation. Der „Kunstraum“ Oper entsteht aus der Emotion des Komponisten“, so Corinna Palm.
Von Piraten entführt und vom Bassa Selim in den Serail verschleppt, hoffen Pedrillo, seine Geliebte Blonde und Konstanze darauf, gerettetzu werden. Konstanzes Verlobter Belmonte versucht sie zubefreien, scheitert jedoch. Nur der Bassa selbst kann ihnen schließlichdie Freiheit schenken.
Orientalismus und Aufklärung treffen in der Inszenierung auf farbenprächtige Kostüme sowie eine märchenhafte Kulisse.
In »Die Entführung aus dem Serail«, 1782 in Wien uraufgeführt, erklingen unter anderem mit Konstanzes »Marternarie«, Blondes »Welche Wonne, welche Lust«, Pedrillos »Frisch zum Kampfe« oder auch mit dem exotisch klingenden Chor, die bis heute zu den bekanntesten Musikstücken der Opernliteratur zählen.